Besteuerung der Häuser und Grundstücke in Kriegshaber um 1810
5 Häuser haben größere Grundstücke, diese sind unter den Bauernhöfen im Detail aufgeführt
Die
übrigen Häuser werden als Leerhäuser bzw.
Söldhäuser bezeichnet. Diese haben im allgemeinen eine
Bewertung des Steuerkapitals von 300 Gulden, die Steuer ist 22 Kreuzer
und 4 Heller.
Halbe Leerhäuser haben eine Bewertung von 150 Gulden, die Steuer ist 11 Kreuzer und 2 Heller.
Diese Häuser haben nur kleine Gärten 1/32, 1/40 1/60 Tagwerk,
hierfür wurde keine Steuer bezahlt. (1 Tagwerk je nach Region ca
3300 qm, also 1/32 Tagwerk = 100 qm).
Größere
Gärten von 1/16 Tagwerk sind bei den Gründen mit 20 Gulden
bewertet. Eine Steuer hierfür wurde nicht erhoben.
Alle
obigen Zahlen (Tagwerk, Steuerkapital) sind aus den Spalten Neue
Besteuerung entnommen. Die Resultate der letzen Veräußerung
sind in der Regel höher, z.B.
bei Haus No 17 Abraham Bachmann
wurde das Anwesen letztmalig 1806 verkauft um 1650 fl, das amtliche
Gutachten war 1050 fl, die neue Besteuerung ist ebenfalls 1050 fl.
Bei
den Häusern mit Haus-Nr. 2 bis 30, wo man anhand der Vor- bzw.
Nachnamen vermuten kann, dass es sich um Juden handelte (die Nordseite
der Ulmerstr. von Westen beginnend haben die Haus-Nr. 1
aufsteigend, diese Häuser sind auch fast alles Judenhäuser
gewesen (siehe Plan von 1750), ist bei 14
Objekten kein letzter Verkauf eingetragen, bei den anderen 19 Objekten
ist als Verkaufsjahr 1786 bis 1808 vermerkt. (siehe Plan von 1809 mit den Hausnummern)
Bei den
Häusern 40 bis 60 (die darin enthaltenen Bauernhöfe wurde
hierbei ausgeklammert, sie werden separat betrachtet) 16 verkauft
(von 1791 bis 1809 ) bei 6 ist keine Verkaufsjahr eingetragen. Hier ist
anhand der Vor- bzw. Nachnamen zu vermuten, dass es sich um Christen
handelt. Hier scheint der Besitzwechsel größer zu sein.
Vergleichswerte
1Gulden (fl) = 60 Kreuzer (kr) = 480 Heller (hl), (Umrechnung)
Beispiel für Hausbesteuerung: Wert des Hauses 300 fl = 144000
Heller, Steuer: 22 kr und 4 hl = 180 hl, also Faktor 800, d.h. nach 800
Monaten (66,7 Jahre) hat man den Wert des Hauses für Steuer
ausgegeben.
Wenn man heute als Vergleich ein Reihenhaus in Kriegshaber nimmt
(Kaufpreis ca 200.000 Euro), so ist die Grundsteuer ca 35 Euro pro
Monat, also im Vergleich auch wesentlich günstiger. Man muss
jedoch auch die Einkommensteuer berücksichtigen, und die war um
diese Zeit 10 %, heute je nach Einkommen bis 40 %.
Insgesamt kann man jedoch sagen, dass es dem Durchschnittsbürger
noch nie so gut gegangen ist wie heute. Die gute alte Zeit war nie so
gut, wie sie bei manchen im Gedächtnis erscheint.
Was konnte man ca 1810 für einen Gulden kaufen? (siehe Beispiele): ein Zimmerergeselle verdiente im 17. Jahrhundert 5 fl, 1 kg Fleisch kostete 10 Kreuzer
für ein (bescheidenes) Haus mußte der Geselle also 60 Monate
arbeiten, für den Monatslohn bekam er 30 kg Fleisch, 1 Mass Bier 4
Kreuzer (um 1850), also 75 Liter Bier
Wenn man heute einen Handwerkermonatslohn mit 1500 Euro ansetzt, dann
kann er dafür weit mehr kaufen, was Fleisch, Bier etc betrifft,
das Haus (wenn auch eine ganz andere Qualität) ist weit teurer.