Was sagt der Name? Wennemer ist der Freund

Manfred Wennemer (60) ist in der Defensive. Der Chef der Continental AG sieht sein Unternehmen bedroht. Nicht von einer "Heuschrecke", einem der aggressiven ausländischen Hedgefonds, sondern gewissermaßen hinterrücks, von einem Familienunternehmen aus der fränkischen Provinz, das mit einem rabiaten Überraschungsangriff den dreimal so großen Dax-Riesen schlucken will: "Man setzt uns die Pistole an den Kopf."

Manfred Wennemer trägt einen alten germanischen Namen. Die Germanen der Völkerwanderung waren ein kriegerisches Volk, was auch ihre Namen widerspiegeln, aber der Name Wennemer gehört nicht zu diesen. Wennemer ist eine verschliffene Form von Winimar. Der Name besteht, wie die meisten germanischen Rufnamen, aus zwei Gliedern. Althochdeutsch "wini" bedeutet: der Freund, und das althochdeutsche Eigenschaftswort "mari" heißt: glänzend, herrlich, berühmt, bekannt. "Ein glänzender Freund" oder "berühmt für seine Fähigkeit zur Freundschaft" will der Name sagen.

Den Namen Wennemer gibt es etwa 230 Mal, etwa 80 heißen Wennemar - mit dem ursprünglichen Namensglied. Dann gibt es noch die zusammengezogenen Formen Wiemar und Wimar und überraschend häufig Wiemer und Wiemers (etwa 4800 Mal). Im Oberdeutschen überwiegen die diphtongierten Formen Weimar, Weymar, Weimer und Weymer (7500 Mal).

Wie konnte ein Rufname zum Beinamen werden und sich allmählich zum Familiennamen festigen? Bei Berufsnamen, Herkunftsnamen und auch den Übernamen wie Groß, Schwarz, Lang und so weiter leuchtet das ein, aber die Rufnamen waren doch, als die Familiennamen sich ausbildeten, schon beliebig geworden, weil man sie inhaltlich meist nicht mehr verstand. Dass sie trotzdem zu Beinamen wurden, hat seinen Grund in der Mode der Nachbenennung. Von Herrschaftsgeschlechtern wissen wir, dass bestimmte Rufnamen vor allem an den "Stammhalter" immer weitergegeben wurden. Bei den Hohenzollern Friedrich und Wilhelm, bei den Wittelsbachern Otto, bei den Zähringern Berthold.

So war auch in vielen Familien ein bestimmter Name durch die Jahrhunderte hindurch periodisch immer wiederholt worden. Der Enkel bekam den Namen des Großvaters und so fort. So konnte sich eine Sippe einen bestimmten Rufnamen so zu eigen machen, dass sie ganz selbstverständlich diesen Namen schon in der Zeit der Einnamigkeit als natürlichen Zunamen empfand. Die Urkunden zeigen das: So war zum Beispiel ein Manfred, in dessen Familie der Name Winimar üblich war, "Manfred cognomine Winimar", Manfred, zubenannt Winimar, oder "Manfred dictus Winimar", also: Manfred aus dem Geschlecht der Winimare.

Quelle: http://www.welt.de/welt_print/arti2248284/Wennemer_ist_der_Freund.html, online nicht mehr verfügbar

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Änderungsstand: 01-Aug-2008  Upd 13-Jul-2018