Dokumentation Einführung Kataster


Diese Einführung in den Kataster steht bereits im Band 1. Der Vollständigkeit halber wird es hier im Band 3a noch einmal gezeigt.
Um 1800 werden in den meisten Territorien Kataster eingeführt, die die Grundlage für die Besteuerung der Häuser und Grundstücke wurde. In Österreich kommen bereits zur Zeit von Maria Theresia Kataster vor, in Frankreich ist der Beginn mit der französischen Revolution zu setzen. Auch in Preußen und den anderen Territorien im heutigen Deutschland war es so um 1800 bis 1820. Der Start in Bayern war unterschiedlich, je nach Gegend. 1806 kam Schwaben und Teile von Franken zum Königreich Bayern. Speziell unser Dorf Kriegshaber bekam eine erste Flurkarte 1809, der erste Kataster wurde 1810 fertiggestellt. Es scheint so, dass zu dieser Zeit Beauftragte des Königs alle Häuser besucht haben und die Eigentümer bzw. Besitzer gefragt haben, was sie alles haben, alles was zu versteuern ist. So sehen wir in der Karte von 1809 99 Häuser, die von 1 bis 99 durchnummeriert wurden, und zwar mit schwarzer Farbe. Dann wurden auch die Fluren und Äcker, auf denen kein Haus stand erfasst und den Häusern zugeordnet. Diese Nummern wurden in rot eingetragen. Es soll vorgekommen sein, dass die Besitzer nicht alles so angegeben haben, wie es der Wirklichkeit entspricht, um weniger Steuer zahlen zu müssen. Das ist natürlich auch den Aufnehmern aufgefallen, jedoch war zu diesem Zeitpunkt keine korrekt vermessene Landkarte verfügbar. Es kam eher darauf an, möglichst schnell den Kataster fertigzustellen, damit man die Steuer für die Häuser und Fluren festlegen konnte. Abgesehen von dem oben beschriebenen Problem war auch die Fortschreibung, also Teilung der Grundstücke, Teilverkäufe etc. nicht vernünftig geklärt.

So kam es 1831 in Kriegshaber dazu, dass ausgebildete Landvermesser alle Grundstücke vermessen haben und ihnen Nummern zugeordnet haben, die man damals Plannummern nannte. Die Plannummern waren in schwarz eingezeichnet. Jetzt ging man mit der Flurkarte zu den einzelnen Häusern und hat deren Besitz an Grundstücken eingetragen, diese Nummern waren die Hausnummern, die man dann in rot dazu vermerkt hat. Jetzt hatte man auch ein vernünftiges Konzept, wie man die Fortschreibung machen musste. Grundregel war, die Plannummer von 1831 bleibt immer erhalten. Die abgeteilten Grundstücke bekamen Bruchnummern. Nehmen wir das Beispiel der Kirche Hlst. Dreifaltigkeit. Dort, wo heute die Kirche, das Pfarrheim, der Pfarrhof und das neue Haus östlich der Gieseckestraße steht, war ursprünglich eine Wiese mit der Plannummer 73, die dem Bauer, dessen Hof man Marstaller nannte, gehörte. Diese Flur 73 wurde geteilt. Auf dem Stück 73a wurde die Kirche erbaut, der östliche Teil, wo heute das Pfarrheim steht, bekam eine Bruchnummer (73 1/2), einen Teil hat Franz Erdt gekauft, der bekam die Nummer 73 1/3, um 1914 hat man den neuen Pfarrhof gebaut, der bekam die Flurnummer 73 1/4 (übrigens Plannummer und Flurnummer ist genau dasselbe, die Bezeichnung, die heute noch üblich ist, wurde seit den 1935er Jahren verwendet).

Interessant ist auch, wie das Osterfeld bebaut wurde. Dies begann nach 1848. Ursprünglich waren dies Wiesen und Äcker mit den Flurnummern 132 bis 142, die den drei großen Bauern (Oberbauer, Mittelbauer und Unterbauer auch Marstaller genannt, gehörten. Diese Felder wurden geteilt und nach und nach an die Häuslebauer verkauft. Wenn jemand die Flurnummer 132 1/8 hat, weiß man, dass das Haus ganz westlich im Osterfeld liegt. Übrigens hat man so um 1940 ff die Bruchnummern nicht mehr verwendet, man schrieb statt 132 1/8 nun 132/8, so wie es auch heute noch üblich ist.

Eine weitere große Flur waren die Wiesen und Felder westlich der Neusässer Straße, die man Oberfeld, Mittelfeld und Unterfeld nannte. Jeder der drei großen Bauern hatte in jedem Feld seinen Anteil. Heute ist der südliche Teil bebaut, also Hornsteinstraße, Daucherstraße. Der mittlere und nördliche Teil gehört heute überwiegend zum Klinikum. Nach 1950 habe alle drei Großbauern ihre Grundstücke verkauft, den größten Anteil hat das Klinikum erworben. Zum Teil sind hier noch Äcker, aber das Grundstück gehört bereits zum Klinikum. Gerade (2020) wird südlich vom Klinikum gebaut für die neuen Gebäude, die nun die Uniklinik benötigt.

Nun ein Überblick über die Kataster: nach 1810 gab es folgende Kataster 1840, 1854, 1867 und 1892. Jeder Kataster hat Umschreibhefte. Das Umschreibheft für den Kataster 1892 geht bis zum Jahre 1961/62. Alle Kataster liegen im Staatsarchiv Augsburg, jeder kann hier Einsicht nehmen.

Heute sind alle aktuellen Einträge im Grundbuch vermerkt. Das Staatliche Vermessungsamt ist für die Größe und Lage der Grundstücke zuständig, das Grundbuchamt ist dem Gericht zugeordnet. Zur Zeit sind die Sachbearbeiter für das Grundbuch im alten Justizgebäude untergebracht. Auch hier kann man Einsicht nehmen, aber nur der Eigentümer oder jemand, der ein besonderers Interesse nachweisen kann, also etwa der Notar, der einen Verkauf vorbereitet.


Änderungsstand Tabelle doku3kateinfg: 27-Okt-2020
Heinz Wember
Übersicht Kriegshaber
Änderungsstand doku3kateinfg.php: 23-Nov-2020
Heinz Wember